horizonte | insea 2007 germany
Vor dem Hintergrund des in der UNESCO
derzeit stattfindenden Bildungsdiskurses, der im März
dieses Jahres mit der UNESCO-Bildungskonferenz von
Lissabon einen wichtigen Meilenstein unternahm, wird
auch dieser Kongress den interdisziplinären Schulterschluss
mit bedeutenden nationalen und internationalen im
Kultur- und Bildungsbereich tätigen NGO’s
(Nongovernmental Organizations) üben und den
kulturellen und künstlerischen Bildungsdiskurs
vorantreiben.
Bildungs-, kunst- und kulturpolitisch
notwendig ist die Zusammenarbeit in den wesentlichen
Fragen, die auch im Rahmen des letzten InSEA-Kongresses
von Viseu/ Portugal zu einer gemeinsamen Deklaration
von InSEA, ISME (The International Society for Music
Education) und IDEA (International Drama/Theatre and
Education Association) führte und diese deutlich
im UNESCO-Diskurs positionierte.
Ziel des internationalen InSEA-Forschungs-
und Entwicklungskongresses ist es, Innovationen im
Bereich der Kunstpädagogik im In- und Ausland
vorzustellen und zu diskutieren. So geht es u.a. um
Fragen der Bildung von Kreativität, von individueller
und gesellschaftlicher Gestaltungsfähigkeit,
von multiperspektivischer Generierung von Wissen und
Bedeutung. Dabei sollen Reformpotenziale des Künstlerischen
und Ästhetischen für Bildung überhaupt
sowie für die zukünftige Entwicklung von
Schule und Hochschule aufgezeigt werden.
Die InSEA (International Society for
the Education through Arts) ist der von der UNESCO
anerkannte Weltverband aller im kulturellen/ künstlerischen
Bildungssektor Lehrenden und Forschenden.
InSEA unterstützt die trans- und
interkulturelle Verständigung und Zusammenarbeit,
indem es gemeinsame Forschungs- und Bildungsprojekte
in der Kunsterziehung und künstlerischen Bildung
im Kreise von Fachleuten aus den unterschiedlichsten
Kulturen anregt. InSEA wurde 1954 gegründet.
Das Selbstverständnis von InSEA beruht mehr denn
je auf der Einsicht, dass Erziehung und Bildung durch
und mit Kunst individuelles Lernen begünstigen
und hiermit sowohl Grundwerte als auch alle Bereiche
des Lebens stärken. InSEA diskutiert auf der
Grundlage einer weltweiten Plattform gemeinsame Forschungsergebnisse.
Es untersucht hierbei innovative Vermittlungspraktiken
und verweist auf die besonderen Potenziale der Künste
für den gesamten Erziehungs- und Bildungsbereich
und das kulturelle Gemeinschaftsleben.
Genese
Die kunstpädagogische Forschungs- und Entwicklungsarbeit
hat seit geraumer Zeit sowohl in Deutschland als auch
in anderen Ländern eine bemerkenswerte Dynamik
entfaltet. Die Kongresse der International Society
of Education through Art (InSEA) in den letzten Jahren
(New York 2002, Stockholm, Helsinki und Tallin 2003,
Istanbul 2004) gaben einen Einblick in diese internationale
Entwicklung. Zugleich traten auf diesen Konferenzen
zwei Probleme zutage: Zum einen waren die Veranstaltungen
mit heterogenen Beiträgen überladen, so
dass eine zielgerichtete Forschungskonferenz, die
sich auf die weltweiten Innovationen konzentriert,
nicht stattfand. Zum anderen wurde im Hinblick auf
die deutsche Kunstpädagogik, die jahrzehntelang
international eine führende Stellung einnahm,
deutlich, dass sie in den Debatten um neue Wege in
dieser Disziplin kaum noch wahrgenommen wird. Angesichts
der neuen Entwicklungen im Bereich der künstlerischen
Bildung in Deutschland ist diese augenblickliche Randposition
nicht gerechtfertigt. Vielmehr wurde auf den InSEA-Kongressen
der letzten Jahre deutlich, dass die Entwicklung in
Deutschland weltweit eine Spitzenposition in der Erforschung
und Realisierung künstlerischer Bildungspotentiale
einnimmt.
Diese Umstände lassen die Durchführung
eines InSEA-Forschungs- und Entwicklungskongresses
in Deutschland als dringend geboten erscheinen. Zugleich
wurden die Initiatoren dieser Konferenz, Prof. Dr.
Joachim Kettel von der Pädagogischen Hochschule
in Karlsruhe und Prof. Dr. Carl-Peter Buschkühle
von der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg,
von führenden Vertretern der InSEA auf dem Kongress
in Istanbul im Juli 2004 ausdrücklich darum gebeten,
durch eine Tagung in Deutschland die hiesigen Entwicklungen
des Faches auf einem internationalen Forum vorzustellen
und in die weltweite Fachdiskussion einzuführen.
Angesichts der Bildungsdebatte in der Folge der PISA-Studien
ist die Frage nach dem Stellenwert und den Bildungschancen
im Bereich des Künstlerischen offensiv zu diskutieren.
Dieser traditionelle und potente Bildungssektor wird
von der PISA-Studie nicht erfasst, obgleich ihm in
einer von Ästhetisierungsprozessen und Bildmedien
dominierten Kultur neue und zentrale Bedeutung zuwächst.
International suchen Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen
nach neuen Wegen einer zeitgemäßen künstlerischen
Bildung, insbesondere die USA und Finnland erweisen
sich hier zurzeit als federführend in der Fachdiskussion.
Die deutsche Kunstpädagogik hat jedoch in den
letzten Jahren in Theorie und Praxis Perspektiven
eröffnet, die ihrerseits neue Wege der Fachentwicklung
weisen. Insbesondere die Symposien zur künstlerischen
Bildung in Heidelberg (2001) und Karlsruhe (2003)
waren Wegmarken dieser Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
Zielsetzungen
Die kunstpädagogische Forschungs- und Entwicklungsarbeit
hat in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als
auch international eine bemerkenswerte Dynamik entfaltet.
Zugleich aber wird künstlerische Bildung hier
wie dort zunehmend an den Rand gedrängt, die
einseitige Orientierung der bildungspolitisch zum
Maßstab gewordenen PISA-Studien an naturwissenschaftlichen
und informationsverarbeitenden Kompetenzen verschärft
die prekäre Situation dieses Bildungssektors.
Der InSEA-Forschungs- und Entwicklungskongress
2007 soll die deutsche Fachdiskussion in die internationale
Debatte integrieren, wertvolle Impulse für die
weltweite Fachentwicklung liefern und ebensolche Impulse
für die nationale Forschung gewinnen. Damit wird
ein längst überfälliger Schritt zur
Internationalisierung des Faches in Deutschland vollzogen,
der zugleich den Austausch und die ersten Ansätze
zur Kooperation insbesondere im europäischen
Raum befördert. Die Konferenz wird vielen deutschen
Kolleginnen und Kollegen erstmals die Gelegenheit
bieten, ihre innovative Arbeit im internationalen
Rahmen zu präsentieren und zur Diskussion zu
stellen, sie wird im Gegenzug ausländischen Kolleginnen
und Kollegen ebenfalls zum ersten Mal seit Jahrzehnten
die Möglichkeit eröffnen, ihre neuen Ansätze
in Deutschland vorzustellen und so die deutsche Fachentwicklung,
die allzu lange selbstbezüglich agierte, zu befruchten.
Ziel der Konferenz ist es, vor diesem
Hintergrund neue Entwicklungen im Bereich der Kunstpädagogik
im In- und Ausland vorzustellen und zu diskutieren.
Es geht um Fragen der Bildung von Kreativität,
von individueller und gesellschaftlicher Gestaltungsfähigkeit,
von multiperspektivischer Generierung von Wissen und
Bedeutung. Dabei sollen Reformpotenziale des Künstlerischen
und Ästhetischen für Bildung überhaupt
sowie für die zukünftige Entwicklung von
Schule und Hochschule aufgezeigt werden.
Ein weiteres Ziel der Konferenz ist es,
die seit längerem brach liegende Kommunikation
der deutschen mit der internationalen Kunstpädagogik
wieder in Gang zu bringen und die Potentiale wechselseitigen
Austausches und möglicher Kooperationen zu wecken.
Künstlerische Bildung ist eine vernetzte
Disziplin. Sie steht in enger Beziehung zur Kunst,
aber auch zu den Erziehungswissenschaften, zur Kultur-
und Medientheorie sowie zur Kultur- und Bildungspolitik.
Der InSEA-Forschungs- und Entwicklungskongress soll
deshalb die fachinterne Debatte auch öffnen und
wegweisende, für die künstlerische Bildung
relevante Perspektiven aus der internationalen Forschung
in diesen Disziplinen integrieren. Erstmals seit den
achtziger Jahren werden auf diese Weise die neuesten
Fachentwicklungen miteinander ins Gespräch gebracht
und die künstlerische Bildung auf dieser Ebene
mit bedeutsamen Entwicklungen in den Bezugswissenschaften
vernetzt.
Inhalte
Folgende Themenbereiche sind vorgesehen:
- Neue Formen einer künstlerischen / kunstgemäßen
Didaktik
- Kunstpädagogische Projektarbeit
- Fächerübergreifende Kunstpädagogik
- Neue Medien in kunstpädagogischen Prozessen
- Kunstpädagogik und Schulentwicklung
- Öffnung der Schule, außerschulische Kunstpädagogik,
soziale Aspekte künstlerischer Bildung
- Formen der Kunstrezeption
- Persönlichkeitsbildung durch das Künstlerische
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